Hilfe, mein Pferd ist schief!
Wer kennt es nicht: das Pferd ist auf einer Seite hohl, lässt sich problemlos Stellen, Biegen und vermutlich sogar besser führen.
Aber ist das schlimm? Ab wann wird es ein Fall für die Physio?
Alle Lebewesen haben eine Lieblingsseite. Diese ist individuell ausgeprägt und begleitet uns das ganze Leben lang. Es ist der evolutionär ausgefeilte Weg des Körpers, uns Extremleistungen oder Alltagsaktivitäten so energiearm wie möglich durchführen zu lassen. Denn in einer natürlichen Umgebung ist Energie Mangelware und eine nicht zu verschwendende Ressource.
 
Beispiel zum Ausprobieren (Sicherheit geht vor: bitte unbedingt rutschfeste Schuhe anziehen und im besten Fall eine Treppe mit Treppengeländer nutzen!):
Jeder hat ein stärkeres Bein, zum Beispiel um gut abspringen zu können. Stelle dich vor eine Treppe und spring aus dem Stand auf eine Treppenstufe. Dabei springst du mit deinem Lieblingsbein ab und landest auf dem andern Bein. Untrainierte gesunde Menschen sollten problemlos 2 Stufen schaffen, gut Trainierte auch 3 Stufen.
Nun wechselst du deine Beine und springst mit dem anderen, also dem Nicht-Lieblings-Bein ab. Du wirst merken dass der Sprung ungelenker ist und du vielleicht sogar eine Stufe weniger hoch kommst.
Wenn du das nun regelmäßig trainierst wirst du bald eine Anpassung beider Beine feststellen. Du bist nun so gut gymnastiziert und trainiert, dass du in dieser Übung nicht mehr schief bist. Allerdings hat der Körper nun mehr Muskulatur zu versorgen, was Energie kostet. Trainierst du einige Zeit nicht mehr, kommst du zum Ausgangspunkt zurück.
 
Das selbe Phänomen haben wir bei unsern Pferden. Sie sind zunächst einmal schief. Trainieren wir sie gleichmäßig passen sich beide Körperhälften aneinander an. Stoppen wir die Gymnastizierung wird das Pferd wieder schief.
Ein Physio wird dies auch niemals gänzlich aufheben können, da der Körper IMMER nach dem energiesparensten Zustand strebt! Aber wann wird es ein Fall für die Physio? Wenn das Pferd plötzlich deutlich schiefer ist als sonst, Schmerzen in Biegung oder/und Stellung zeigt oder beim Wälzen nicht mehr rum kommt. Dies sind einige wenige Beispiele, bei denen du genauer hinschauen solltest. Auch dies kann man durch korrektes Training wieder „beheben“. Manchmal kann es aber sinnvoll sein, einen Physio als „Starthelfer“ hinzu zu ziehen. Den Rest kann der Körper des Pferdes mit dem richtigen Trainingsinput dann nur selbst schaffen.