Ich möchte euch hier einen kleinen Einblick geben, wie ich mit den Pferden arbeite.

Dafür habe ich mir besonders „prägende“ Pferde der letzten Jahre rausgesucht, mit denen ich viel gelernt habe. Vor allem die einzigartigen Charakterzüge jedes einzelnen Pferdes, die Kooperationsbereitschaft und manchmal vor allem die Ignoranz, mit der sie meine undeutlichen Signale einfach abgeblockt haben, ließen mich nachdenklich und selbstkritisch werden. Aber vor allem demütig vor diesen Tieren, die alles für uns geben, auch wenn sie uns häufig nicht verstehen. 

 
Ding Dong – ein Ataktiker lernt seinen Körper kennen

Über mein Pferd Ding Dong und mich könnt ihr auch auf der Startseite schon viel lesen, deshalb kürze ich hier ein bisschen ab.

Als er zu mir kam (aber auch schon als ich ihn gut 3 Jahre vorher kennen lernte), zeigte DD eine recht stark ausgeprägte Ataxie, die sich typischerweise in starken Balanceproblemen im Stand und Antritt zeigt, bei höheren Geschwindigkeiten durch die vermehrte Muskelspannung aber erheblich weniger wird.

Genau dieses Prinzip versuchte ich mir erfolgreich zu Nutze zu machen. Nachdem wir die Bodenarbeit für uns entdeckt hatten, habe ich viel mit Stangen in verschiedensten Variationen gearbeitet. Einerseits musste er so lernen, dass er auf seine Füße selbst aufzupassen hat (was für einen Sandkastenrocker gar nicht so leicht ist), andererseits war er aber auch darauf angewiesen, eine gewisse Grundspannung zu halten, um nicht auf der Nase zu landen, wenn er mal eine Stange streifte oder sogar drauf trat.

Klettern im Wald und gemeinsame Joggingrunden standen dabei ebenso auf dem Plan wie der Beginn der klassischen Handarbeit unter Anleitung einer Trainerin. 

So war es uns Stück für Stück möglich, eine Stütz- und Haltemuskulatur aufzubauen und ein Körperbewusstsein zu schaffen, die es ihm ermöglichen, gut auf 3 Beinen zu stehen, Berge zu erklimmen oder seit diesem Winter auch mal „ins Tal zu rutschen“.

Ihm verdanke ich wohl fast alles, was ich heute weiß, denn wäre er nicht gewesen, hätte ich mich niemals mit dem Thema befasst. Ich bin gespannt was noch kommt 🙂

Lotta und Fire and Ice – Mama und Sohn in Ausbildung

Lotta ist eine sehr sensible Stute, die leider bereits beim Anreiten die Erfahrung machen musste, dass Gebisse im Maul einfach nur unangenehm und schmerzhaft sind. Hinzu kamen eine klemmende, durch die klassische Ausbildung gegangene Reiterin und Schmerzen wohl in beiden Hinterbeinen, was aber erst später herausgefunden wurde.

Als ich mit den Beiden begann zu arbeiten, zeigte Lotta sehr schnell, dass sie ihrer Besitzerin sehr großes Vertrauen entgegen brachte. Sowohl bei der Bodenarbeit am Knoti, als auch am Kappzaum lernte sie zu entspannen und dem Menschen zuzuhören, anstatt immer hektisch das zu tun, was sie vermutete tun zu müssen.

Neben der grundlegenden Bodenarbeit und kleinen Übungen zur Verbesserung der Lastaufnahme der Hinterhand arbeiteten wir sowohl an der inneren als auch an der äußeren Einstellung der Reiterin. Weg von Klemmen und Wollen, hin zum Spüren und Anbieten. Obwohl sich beide anfangs schwer taten, aus ihren alten Mustern zu kommen, machten sie schnell sehr große Fortschritte. Beide schauten beim Reiten endlich entspannt nach vorne und Lotta trat vertrauensvoll ans Gebiss heran, wodurch sich ein positiver Spannungsbogen aufbauen konnte, auf dem die Reiterin entspannt und locker Platz nehmen konnte.

 

Im Verlauf der Arbeit bekam Lotta ein Fohlen. Der kleine Fire and Ice lernte von seinen Besitzern die fundierten Bausteine des Fohlen-ABCs bevor er in eine Aufzuchtsherde kam.

Dieses Jahr kam er dreijährig verbaut und schepp wieder von der Koppel und bekommt nun im Offenstall noch etwas Zeit bis zum Anreiten. 

Diese Zeit nutzen die beiden zur Festigung ihrer Beziehung, zur Festigung des Fohlen-ABCs und zum Erlernen der Grundlagen. Neben dem Spazieren mit Jogging-Einheiten steht nun das Anlongieren auf dem Programm. Ich bin gespannt 🙂 

 
Carrera – ein Jagdpferd lernt „Stretching“

Das erste Pferd mit dem ich intensiver arbeitete war ein älteres Jagdpferd mit stark ausgeprägtem Hahnentritt beim Antreten und deutlich sichtbarem Ansatz zur Durchtrittigkeit.

Wenn man ihn an die Longe nahm rannte er mit weggedrücktem Rücken seinem Schwerpunkt hinterher, ein ähnliches Bild, nur nicht ganz so ausgeprägt, stellte sich auch unter dem Reiter dar.

Ich arbeitete mit ihm zunächst viel an der Körperwahrnehmung, ein Missstand, den ich bei einem solch sportlichen, und vor allem im Offenstall lebenden Pferd nicht erwartet hätte. Doch wenn man genauer hinsah, schien dieses Pferd in sich „zu lang“ zu sein.

Über viele Seitengänge, Wendungen, Biegungen und auch manuelle Techniken wie Massage und Ausstreichungen der Muskulatur und der Haut konnte ich ihm langsam die tiefer liegende, stabilisierende Muskulatur wieder zugänglich machen.

Diese nutzte er im Training zunehmend mehr, langsam aber sicher auch in den schnelleren Gangarten, bis es ihm teilweise möglich wurde, Last auf der Hinterhand aufnehmen zu können.

An den Tagen nach denen ich mit ihm gearbeitet habe, war er auch unter dem Reiter deutlich lockerer und arbeitswilliger, konnte sich eher aufnehmen und rannte seinem Schwerpunkt kaum noch hinterher, war also oft besser „regulierbar“.

Leider endete das Training sehr abrupt durch einen Weideunfall von dem er sich nie mehr ganz erholte.

Diesem tollen Pferd verdanke ich viele Trainingsimpulse, die ich immer noch gerne bei „zu langen“ Pferden anwende, um ihnen ihre Körpermaße bewusst zu machen. Danke Carrera 🙂