Was halte ich eigentlich von Massagegeräten?
 
Die kurze Antwort:
tolle Sache zur Entspannung, zum Anregen der Oberflächendurchblutung und zur finanziellen Unterstützung des neuen Porsche des Entwicklers. Wo wir direkt bei der negativen Seite wären: Die Geräte können physiologisch nicht das leisten, was sie versprechen. Geht einfach nicht.
 
Die lange Antwort:
Beginnt mit einem kurzen Abstecher in die Physiologie. Also die Beschreibung dessen, was die Zellen (das sind unsere kleinsten funktionellen Einheiten im Körper) so treiben. 
Im Einzelnen betreibt eine Zelle ein Energiekraftwerk, eine Kopierstation und noch so einige andere Dinge. Das würde hier zu weit führen, weshalb ich gleich mal eine Stufe höher springe, nämlich in die Zellverbände, die unsere Organe, Knochen, Muskeln und Gefäße bilden. Das sind echte Wunderwerke der Natur, die nur mit ziemlich viel Druck zerstörbar, gleichzeitig aber unheimlich elastisch und anpassungsfähig sind und je nach Struktur mehrere Tonnen Zug- oder Druckkraft aushalten können.
 
Also wie genau soll ein Massagegerät einen Muskel „weich“ kneten? Die Zellen werden aufgrund des geringen Drucks von außen keine Änderung erfahren. Was genau passiert also?
In unserem Körper verlaufen überall Nerven. Diese Nerven senden beständig Infos ans Gehirn, welches die Signale filtert und entscheidet, welche bis in unser Bewusstsein vordringen und welche im Unterbewusstsein bleiben. Ein bedrohlicher Reiz wird in unser Bewusstsein weiter geleitet, um uns dazu zu veranlassen, die Situation zu verändern. Zum Beispiel wenn die Hand auf der heißen Herdplatte liegt, werden wir sie normalerweise wegziehen bevor wir uns verbrennen.
Ein Verspannungsschmerz kann für den Körper ein ähnlich intensives Alarmsignal darstellen wie die Herdplatte. Es warnt uns, wenn wir da nichts dran ändern könnte etwas schlimmeres passieren. Normalerweise ändern wir dann unsere Position oder unsere Bewegungsabläufe. Zumindest wenn wir das können. Wenn dies nicht geht, zum Beispiel weil wir auf der Arbeit an einem Tisch sitzen, der nicht variabel ist, kann sich die Verspannung chronifizieren und ein Schmerzgedächtnis entwickelt sich.
Das gleiche passiert bei Pferden, die zum Beispiel sehr lange falsch gymnastiziert wurden, die eine bestimmte Fressposition nicht ändern können, bei falsch passendem Equipement oder einer Menge anderer Gründe.
 
Was macht jetzt das Massagetool? 
Es „überspielt“ die negativen Signale des Körpers durch Druck- oder Vibrationsimpulse. Das Bewusstsein bekommt eine neue Info: da drückt was! 
In der Regel bewertet unser Gehirn das als angenehmen Reiz und wir können entspannen. Zusätzlich wird die Oberflächendurchblutung verbessert, was frische Nährstoffe in die Haut und Unterhaut bringt und eine weitere positive Enzymausschüttung veranlasst. Der Muskel fühlt sich für gewisse Zeit (in der Regel 2 – 4 Stunden) deutlich lockerer an. So lange wie es braucht die Botenstoffe zu verstoffwechseln.
 
Es gibt also keinen Langzeiteffekt, die Muskulatur ändert sich nicht und es kann schnell das Gefühl entstehen „ich tue meinem Pferd was gutes, ich muss die Ursache weder finden noch beheben“
 
 
Aber wie behebe ich die Ursache wenn es eine Situation ist, die ich nicht ändern kann?
Ich kann den Muskel trainieren, sodass er widerstandsfähiger gegen den negativen Reiz ist. Zwangsläufig muss ich dann die Gegenspieler auch trainieren, um kein Muskelungleichgewicht zu erzeugen, was wieder zu schmerzen führen kann. Es gibt verschiedene Möglichkeiten des Trainings, die speziell auf die Situation angepasst und ausgerichtet werden können. Diese haben dann Langzeiteffekte, erzielen eine plastische Veränderung der Muskelstruktur und sogar des Gehirns, und machen resilient gegen eine Vielzahl an Umweltreizen.