Zur Grundlage einer jeden Pferd-Mensch-Beziehung gehören einige wichtige Dinge. Erst wenn diese gut sitzen, ist eine weiterführende Arbeit sinnvoll und effizient. Zum Erreichen dieses Ziels wird im Natural Horsemanship von den meisten Horsemen das Prinzip des langsam steigenden Drucks verwendet. Ziel ist immer, dass das Pferd bereits auf den kleinstmöglichen Druck, also beispielsweise eine kleine Geste hin, das tut was der Mensch möchte. Es ist also das gleiche Verfahren, welches Pferde auch untereinander anwenden. Zunächst wird über die Mimik ein Signal gesendet. Kommt das beim Gegenüber nicht an, kommen weitere körperliche Signale wie Ohrenspiel und Schweifschlagen hinzu. Erfolgt daraufhin immernoch keine Regung des anderen, wird ein Hinterbein drohend gehoben oder die Zähne gezeigt. Erst als allerletztes Mittel wird das Pferd seinem gegenüber körperlich. Ist dies einmal passiert, hat das andere Pferd gelernt, dass es das nächste Mal besser frühzeitig geht, anstatt wieder einen blauen Fleck zu riskieren.

Mein Tanzbereich – Dein Tanzbereich

Die erste und wichtigste Lektion ist der kontrollierbare Abstand zwischen Pferd und Mensch. Weder möchte ich mein Pferd auf den Arm nehmen, noch sollte der Abstand so groß sein, dass sonst niemand anderes mit seinem Pferd mehr auf dem Platz arbeiten kann. Weiterhin gibt ein konsequent zugewiesener Platz dem Pferd Sicherheit, denn nichts anderes passiert in einer normalen Herdenstruktur. 

Die Notbremse

Der Motor des Pferdes ist die Hinterhand. Kann ich diese kontrollieren, also von mir wegschicken, habe ich ein gutes Tool, um das Pferd in brenzligen Situationen bei mir zu halten. Hierfür muss aber dringend der erste Punkt erfüllt sein. Denn schicke ich die Hinterhand weg, steht das Pferd mit dem Kopf zu mir. Wenn es keine Abstandsregeln kennt, kann es passieren, dass es mich wegdrängelt oder umspringt.

Richtung – Tempo – Linie

Das nächste wichtige Ziel ist die Kontrolle der Richtung in die das Pferd läuft. So kann man bereits leicht lenkend einwirken. In einer Pferdeherde ist das Leittier für die Richtung verantwortlich, denn im besten Fall kennt es den Weg zu Wasser und Futter und weiß Gefahren zu umgehen.

Neben der Richtung gibt das Leittier auch das Grundtempo vor. Hier ist aber zu beachten, dass die einzelnen Tiere der Herde dennoch über ihr eigenes Tempo entscheiden können. Da dies in unserer heutigen und stark besiedelten Welt aber nicht so einfach ist, muss das Pferd sich unserem Tempo zu 100% anpassen.

Ist dies geschehen, kann dem Pferd ein fester Weg zugewiesen werden, beispielsweise die Zirkellinie. Diesen Weg hält es bestenfalls selbstständig, ohne in die Longe zu laufen oder an der Bande zu kleben.

Gelassenheitstraining

Wenn die oben beschriebenen Punkte alle gut sitzen, hat das Pferd seinem Menschen die Leitrolle anvertraut. Dieses Vertrauen kann aber jederzeit bei ungerechtfertigten Entscheidungen des Menschen widerrufen werden, weshalb eine konsequente Einhaltung der Regeln beiden Partnern Sicherheit gibt.

Aus diesem gegenseitigen Vertrauen heraus können dann „schreckliche“ Aufgaben wie Planen, Flatterbänder, laute Autos, Pfützen oder sogar umfallende Bäume souverän gemeistert werden.